Archiv

Im Archiv des Digitalen Gästebuchs finden Sie Beiträge zur fast tausendjährigen Schlossgeschichte, die untrennbar mit den hier residierenden Fürst:innen sowie mit berühmten Politiker:innen und Prominenten aus Kunst und Kultur verbunden ist.

Aktuelle Forschungsergebnisse aus Vorträgen, Workshops und Veranstaltungen zu Architektur und Geschichte des Schlosses sowie zu Fragen rund um nachhaltiges und klimafreundliches Bauen bieten einen umfassenden Blick auf den Denkort der Demokratie.

Begeben Sie sich auf die Spuren der Geschichte und stöbern Sie im Archiv, das stetig wächst!

WELCHES JAHR INTERESSIERT SIE?

12.08.22

Am 12./13. August fanden im Ahnensaal von Schloss Schwarzburg die Schwarzburger Gespräche 2022 statt.

01.01.22

1710 wurden die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt in den Reichsfürstenstand erhoben. Diese Standeserhöhung begleiteten sie mit einer Schlossbauoffensive, die dem neuen Status Ausdruck verlieh.

13.08.21

Am 13./14. August 2021 fanden die Schwarzburger Gespräche auf Schloss Schwarzburg zum Thema „Klimaneutrales regionales Bauen" statt.

13.08.21

Am 13./14. August 2021 fanden die Schwarzburger Gespräche auf Schloss Schwarzburg zum Thema „Klimaneutrales regionales Bauen" statt.

15.07.21

Am 15. Juli 2021 wurde der Denkort der Demokratie auf Schloss Schwarzburg eröffnet

01.07.21

Der im Juli 2021 eröffnete Denkort der Demokratie im Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg wurde im Oktober 2021 mit dem Preis „einszueins“ des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Thüringen ausgezeichnet.

15.06.21

Der Ahnensaal von Schloss Schwarzburg hat seinen Kronleuchter zurück

15.06.21

Das Triumphportal von Schloss Schwarzburg

11.08.19

Die Unterzeichnung der Weimarer Verfassung in Schwarzburg jährte sich 2019 zum 100. Mal

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Schwarzburger Gespräche 2022: Krisenfestes Schwarzatal

Am 12./13. August fanden im Ahnensaal von Schloss Schwarzburg die Schwarzburger Gespräche 2022 statt. Flutkatastrophen, Dürreperioden und Waldbrände haben gezeigt, dass die Klimakrise nicht nur in fernen Ländern „zuschlägt“. Selbst wenn solche Extremwetterereignisse um das Schwarzatal (hoffentlich) noch einen Bogen machen, sind auch hier die Veränderungen nicht zu übersehen. Die Schwarzburger Gespräche beschäftigten sich mit dem Thema, wie sich Regionen und Kommunen auf diese Entwicklungen einstellen können, welche Infrastrukturen, soziale Netzwerke und politische Entscheidungen es braucht, um mit Extremereignissen besser umzugehen und unsere Region unabhängiger zu machen von äußeren Entwicklungen.

Der Umweltjournalist und Autor Nick Reimers präsentierte zunächst verschiedene Zukunftsszenarien aus seinem Buch ‚Deutschland 2050‘. Darauf aufbauend stellte Dr. Kai Pfannschmidt vom ‚Thüringer Kompetenzzentrum Klima‘ regionale Daten vor, die eindeutig belegen: Der Klimawandel ist auch in Thüringen in vollem Gange. Michael Haun vom Amt für Bevölkerungsschutz des Landkreises zeigte auf, welche konkreten Vorkehrungen für den Einsatz im Katastrophen- und Krisenfall in Saalfeld-Rudolstadt bereitstehen. Katharina Fuchs aus der Klima- und Energiemodellregion im österreichischen Schwarzatal berichtete über zahlreiche konkrete Aktivitäten und Projekte, die es sich lohnt, hinsichtlich einer Übertragbarkeit auf unsere Kommunen zu prüfen. Katharina Fuchs hat allen Mut gemacht – wir können etwas tun!

Denis Eichhorn von der Vattenfall Wasserkraft GmbH beschrieb die wichtige Rolle von Pumpspeicherwerken in der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung. Angesichts der anhaltenden Dürre wurde in der Diskussion deutlich, welche Bedeutung die Ressource Wasser bereits heute hat und künftig haben wird. Adrian Pietsch, Absolvent der TU Dortmund, hat in seiner Masterarbeit Szenarien für die touristische Entwicklung des Schwarzatals entwickelt, die er im Rahmen der Tagung präsentierte.

Ines Kinsky von der LEADER-RAG Saalfeld-Rudolstadt konnte bei ihrer Vorstellung der neuen LEADER Entwicklungsstrategie nahtlos an die Themen der Vorredner anknüpfen, denn das Querschnittsthema der RES 2027 ist die Krisenfestigkeit. Die Diskussionen der Schwarzburger Gespräche 2022 haben deshalb auch wichtige Handlungserfordernisse und Handlungsoptionen aufgezeigt, die in die LEADER Entwicklungsstrategie einfließen.

Den Abschluss der Tagung bildete eine Exkursion zur Feuerwehr nach Sitzendorf und zur Talsperre Leibis/Lichte, bei der viele der zuvor theoretisch diskutierten Themen noch einmal unter konkreten praktischen Aspekten aufgegriffen wurden.

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Vortrag von Dr. Christian Anton (Leopoldina Halle): Wir müssen handeln, und zwar schnell! Fakten Zum Klimawandel Dr. Christian Anton (Leopoldina Halle)

Am 13./14. August 2021 fanden die Schwarzburger Gespräche auf Schloss Schwarzburg zum Thema „Klimaneutrales regionales Bauen“ statt. Der Bausektor gehört zu den größten „Umweltsündern“, von der CO2‐Bilanz der Zementherstellung über den Flächenverbrauch bis hin zu den Abfallbergen, die später beim Abriss entstehen. Dabei ist, zumindest in Deutschland, doch schon fast allesgebaut, und mit Holz und Lehm gibt es klimafreundliche und wiederverwertbare Baustoffe. In ländlichen Regionen wie dem Schwarzatal kommt die „Ressource Leerstand“ hinzu. Was braucht es für eine „regionale Bauwende“? Wie sichern wir traditionelle Bauten und traditionelles Wissen? Wie können wir Leerstand vom Problem zur Zukunftsressource machen? Wie können wir potenzielle neue Nutzer:innen gewinnen und unterstützen? Und wie können wir die Bewohner:innen der Region beim Bauen beraten? 

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Vortrag von Prof. Eike Roswag (TU Berlin): Klimaneutrales Bauen – was heute möglich ist und was es dazu braucht

Am 13./14. August 2021 fanden die Schwarzburger Gespräche auf Schloss Schwarzburg zum Thema „Klimaneutrales regionales Bauen“ statt. Der Bausektor gehört zu den größten „Umweltsündern“, von der CO2‐Bilanz der Zementherstellung über den Flächenverbrauch bis hin zu den Abfallbergen, die später beim Abriss entstehen. Dabei ist, zumindest in Deutschland, doch schon fast alles gebaut, und mit Holz und Lehm gibt es klimafreundliche und wiederverwertbare Baustoffe. In ländlichen Regionen wie dem Schwarzatal kommt die „Ressource Leerstand“ hinzu. Was braucht es für eine „regionale Bauwende“? Wie sichern wir traditionelle Bauten und traditionelles Wissen? Wie können wir Leerstand vom Problem zur Zukunftsressource machen? Wie können wir potenzielle neue Nutzer:innen gewinnen und unterstützen? Und wie können wir die Bewohner:innen der Region beim Bauen beraten?

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Odyssee einer Lampe

Der Ahnensaal von Schloss Schwarzburg hat seinen Kronleuchter zurück

Es ist ein sonniger Tag Mitte Juni 2021. Im Schloss-Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg, der ehemaligen Sommerresidenz der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, laufen die letzten Arbeiten vor der feierlichen Eröffnung des Emporensaals und des Ahnensaals im Hauptgebäude. Im Ahnensaal – dem ehemaligen Hauptsaal des Schlosses – steht schon ein Raumgerüst bereit. An diesem Tag kehrt ein ganz besonderes Stück der ehemaligen Innenausstattung ins Schloss zurück – ein über 100 Jahre alter Kronleuchter aus Messing. Mit Seil und jeder Menge Muskelkraft wird der stolze 40 Kilogramm schwere Leuchter in die Höhe gehievt und aufgehängt. Der Kronleuchter hat damit an seinen Platz in der Mitte der Stuckdecke aus dem frühen 18. Jahrhundert zurückgefunden.

Eine historische Fotografie zeigt den Leuchter noch um 1925 im Ahnensaal von Schloss Schwarzburg. Damals ließen sich die keine 20 Jahre später folgenden schwerwiegenden baulichen Eingriffe noch nicht erahnen, die der geplante Umbau von Schloss Schwarzburg zum Reichsgästehaus im Auftrag der Nationalsozialisten zur Folge hatte. 1940 musste die ehemalige Fürstin Anna Luise von Schwarzburg, die nach dem Ende der Monarchie in Deutschland mit ihrem Mann Fürst Günther Victor (1852-1925) Wohnrecht auf Schloss Schwarzburg erhalten hatte, binnen weniger Tage das Schloss verlassen. Einen Teil der mobilen Ausstattung nahm sie mit sich. Anna Luise lebte fortan im Schloss Sondershausen, wo der Messingkronleuchter 2020 auf dem Dachboden wiederentdeckt wurde. Bald nach dem Fund war der Kronleuchter auf dem Weg ins beschauliche Knau, wo er in einer speziellen Werkstatt für Schmiedekunst aufwändig restauriert wurde und seinen alten Glanz zurückerhielt. Fehlende Ornamentteile wurden neu angefertigt und ersetzt. Licht spenden heute wieder 16 elektrische Kerzen aus Glas, in Handarbeit nachgefertigt. Die Schmuckelemente sind von der Renaissance inspiriert. Kurz vor der Eröffnung war es dann soweit, der Kronleuchter kehrte festgezurrt in einem Kleintransporter nach Schwarzburg zurück.

Der Saal über dem Portikus im Hauptgebäude war ehemals reich ausgestattet mit großformatigen Ahnenporträts, Landschaftsmalereien, Marmorkamin, Wandleuchtern und Spiegeln. Die Stuckarbeiten stammen noch aus dem 18. Jahrhundert. Später kam auch der elektrische Kronleuchter hinzu. Wie das Schloss insgesamt, zeugt auch der Kronleuchter von der wechselvollen Geschichte von Schloss Schwarzburg. Die Erhaltung dieser historischen Spuren war Teil der Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen im Ahnen- und Emporensaal, die im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Thüringen gefördert durch Landes- und Bundesmittel bis 2021 erfolgten.

Nachdem das Schloss-Hauptgebäude vor knapp 80 Jahren als Bauruine zurückgelassen wurde, können seit 2021 erstmals wieder zwei Räume im Hauptgebäude genutzt werden. Mit der Rückkehr des Kronleuchters fanden die Arbeiten im Schloss-Hauptgebäude ihren krönenden Abschluss und der historische Lichtspender konnte nach einer langen Reise heimkehren.  

 

Anke Pennekamp, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

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Eine steinerne Empfangsfanfare

Das Triumphportal von Schloss Schwarzburg

Als die Fürsten von Schwarzburg im frühen 18. Jahrhundert ihren Stammsitz Schloss Schwarzburg symbolisch aufrüsteten, war ein wichtiges neues Element das Triumphtor. Es markierte den Zugang zur Schlossanlage und signalisierte dem Besucher, dass er die Sphäre eines Herrschers betrat. 1940 wurde es stark beschädigt.

Im Zusammenhang mit der 1710 durch den Kaiser vollzogenen Erhebung in den Reichsfürstenstand starteten die vormaligen Grafen von Schwarzburg eine Repräsentationsoffensive, die ihren intensiven Niederschlag an den Schlössern fand. Neben dem Residenzschloss Heidecksburg in Rudolstadt wurde vor allem dem Stammsitz der Dynastie, Schloss Schwarzburg, besondere Aufmerksamkeit zuteil. Die von der Burg zum Renaissanceschloss angewachsene langgestreckte Anlage wurde durch Um- und Neubauten erweitert und aufgewertet. Das Hauptgebäude erhielt eine Schlosskirche mit Grablege und Turm sowie einen dreigeschossigen Säulenportikus. Im Süden der Anlage wurde das Kaisersaalgebäude als Kombination aus Orangerie und Festsaal errichtet und mit einem Gartenparterre versehen – eine mit Bezügen zur Gründungslegende der Dynastie aufgeladene Inszenierung, die mit dem Zeughaus am nördlichen Ende ihr Pendant fand, wo man das bisherige Lagergebäude als Schausammlung der fürstlichen Waffen und Militaria einrichtete.

An das mit zwei Rundtürmen hervorgehobene Zeughaus lehnte sich das Torhaus an, ein etwas verwinkelter Baukomplex mit unregelmäßigen Fensterachsen. Das inschriftlich 1721 datierte Triumphportal hatte also zunächst wohl die Aufgabe, die bis dahin wenig repräsentative Zugangssituation der Durchfahrt im Erdgeschoss des Torhauses zu kaschieren und aufzuwerten. Es wurde frei stehend einige Meter vor der Torhausfassade in Sandstein errichtet und signalisierte wie die Umgestaltungen in der Gesamtanlage mit seinen architektonischen Elementen herrschaftliche Ansprüche. Quaderung, Pilaster und Voluten gehören zu den Formeln, die von den Zeitgenossen in diesem Sinne verstanden wurden. Explizit auf die Fürstung nahm die Inschrift „FR. ANT. PR. S“ Bezug, die Friedrich Anton von Schwarzburg-Rudolstadt als „Princeps“ (Fürst) vorstellt. Bekrönt wurde das Portal von einer Balustrade, hinter der sich ein über zwei seitliche Treppen erreichbarer Altan befand. Eine in Form und Funktion vergleichbare Portalanlage mit Altan findet sich übrigens an der Stadtseite von Schloss Bertholdsburg in Schleusingen, wo es bereits 1661 anlässlich einer Erbhuldigung entstand.

Das Schwarzburger Triumphportal gehörte zu den ersten Opfern der zerstörerischen Umbauten an der Schlossanlage durch die Nationalsozialisten ab 1940. Um große Baufahrzeuge einsetzen zu können, wurden schon zu Beginn das Torhaus abgerissen sowie Bogen und Altan des Triumphportals entfernt. Im Unterschied zum Torhaus, das nur durch einen Neubau in Anlehnung an die historische Kubatur zu ersetzen war, sind die wesentlichen Elemente des Triumphportals erhalten geblieben.

 

Franz Nagel, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

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Spuren der Geschichte

Am 15. Juli 2021 wurde der Denkort der Demokratie auf Schloss Schwarzburg eröffnet

Mehr als 80 Jahre lang war das Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg nicht zugänglich, und große Teile des Corps de Logis finden sich nach wie vor im Rohbauzustand. Seit Sommer 2021 sind nun erste Innenräume wieder nutzbar – mit allen Spuren der Geschichte bis in die jüngste Vergangenheit. Nun sollen die Räume als Denkort der Demokratie belebt werden.

Als Denk- und Geschichtsort ist Schloss Schwarzburg ein echtes Schwergewicht. Die Anlage hat ihre Ursprünge im Mittelalter als Stammsitz der Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt. Im Zusammenhang mit der Erhebung der Dynastie in den Reichsfürstenstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die frühere Burg zum Barockschloss mit Hauptgebäude, Schlosskirche, Kaisersaalgebäude und Zeughaus mit Schauwaffensammlung ausgebaut. Die Anlage diente der Repräsentation des Herrschaftsanspruchs der um ihre Souveränität und Reichsunmittelbarkeit ringenden Dynastie. Nach 1918 behielt die abgedankte Familie Wohnrecht auf Schloss Schwarzburg. In den 1940er Jahren begannen die Nationalsozialisten mit dem Umbau zu einem Reichsgästehaus. Als der Plan 1942 aufgegeben wurde, blieb die Anlage als Bauruine mit schwersten Schäden und Verlusten zurück. Torhaus, Schlosskirche und ein weiterer Schlossflügel waren abgerissen, der Kaisersaal beschädigt, das Hauptgebäude fast vollständig entkernt und seiner raumkünstlerischen Ausstattung beraubt.

Ab 2010 wurden am Hauptgebäude Sicherungen möglich – nutzungsneutral und auf den puren Bestandserhalt angelegt. Im Mittelpunkt standen abschnittweise das Dach und die Statik des Mauerwerks, auch der Sandsteinportikus musste aufwendig gesichert werden. Der zerstörte nördliche Gebäudeabschluss wurde wieder ergänzt und mit einem Treppenhaus versehen. Zuletzt konnte auch der zwischenzeitlich verlustgefährdete Rest des Schlossturms gesichert werden. Dank einer stählernen Brücke zum Hauptgebäude dient seine Innentreppe nun als zweiter Fluchtweg.

Im Rahmen der IBA Thüringen konnte in den letzten Jahren ein Teil des Schloss-Hauptgebäudes mit einem Investitionsvolumen von rund 2,5 Millionen für die Nutzung ausgebaut werden, gefördert zu jeweils etwa einem Drittel durch den Freistaat Thüringen und das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Das Konzept von Architektin Christiane Hille, bereits 2012 aus einem Wettbewerb hervorgegangen, rückt die Ablesbarkeit von Zeitspuren in den Mittelpunkt. Der Ahnensaal, der ehemalige Hauptsaal des Schlosses, vermittelt mit seinen Ausstattungsfragmenten einen Eindruck der Raumkunst des 18. Jahrhunderts im Schloss. Der Emporensaal hingegen entstand in seiner Raumkubatur erst durch die Herausnahme von Decken und Wänden bei Abrissarbeiten in den 1940er Jahren. Die Wände beider Räume tragen Spuren der Schlossgeschichte vom barocken Ausbau über schwerwiegende Eingriffe in der Zeit des Nationalsozialismus bis hin zu Einschreibungen von Besuchern der Nachkriegszeit.

Der Themenschwerpunkt Demokratie hat seinen Hintergrund auch in einer kaum bekannten ironischen Wendung der Geschichte im Jahr 1919: Während im Schloss der Fürst lebte, der 1918 am längsten mit der Abdankung gezögert hatte, unterzeichnete nur einen Steinwurf entfernt der erste Reichspräsident der Weimarer Republik, Friedrich Ebert, in einem Hotel ohne jeden pathetischen Gestus die erste demokratische Verfassung Deutschlands.

 

Anke Pennekamp, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

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Unspektakuläre Staatsgründung

Die Unterzeichnung der Weimarer Verfassung in Schwarzburg jährte sich 2019 zum 100. Mal

Das thüringische Städtchen Schwarzburg gilt als Erholungsort mit besonderer kulturgeschichtlicher Tradition. In das wildromantische Tal der Schwarza geschmiegt, bietet es dem Besucher eine reizvolle Verbindung von natürlicher Idylle mit außergewöhnlicher Baukunst, verkörpert durch das einstmals imposante Barockschloss mit seiner bewegten Geschichte. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Aufstieg des Fleckens zur „Perle Thüringens“. Friedrich Schiller, Wilhelm von Humboldt, Henry van de Velde, Arthur Schopenhauer und andere große Vertreter der Literatur- und Philosophiegeschichte weilten hier in den nördlichen Ausläufern des Thüringer Waldes. Auch Johann Wolfgang von Goethe rühmte in einem seiner Briefe an Charlotte von Stein die wohlgefällige Landschaft.

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Thüringen nur wenige Kurorte wie Schwarzburg, die neben einer schönen Umgebung auch angenehme Gaststätten zu bieten hatten. So dürfte es kein Zufall gewesen sein, dass am 29. Juli 1919 wieder mal ein berühmter Gast vorgefahren kam: Friedrich Ebert. Der frisch gewählte Reichspräsident wollte sich und seiner Familie drei Wochen „Sommerfrische“ gönnen. Neben den örtlichen Annehmlichkeiten wird vor allem auch die Nähe zu Weimar eine Rolle gespielt haben. Dort, und nicht im brodelnden und militärisch wesentlich schlechter abzusichernden Berlin, baute seit Februar die Nationalversammlung an der Verfassung für die neue deutsche Demokratie, die später Weimarer Republik genannt werden sollte. Bereits neun Tage zuvor war Ebert in Gesellschaft von Ministerpräsident Bauer und Reichswehrminister Noske von Weimar kommend zu einem Tagesausflug in Schwarzburg gewesen und hatte im Hotel „Weißer Hirsch“ gespeist. Vermutlich wurden dabei schon die Details für die Unterbringung während des Erholungsurlaubs mit dem Besitzer des Hotels verabredet. Für seinen Aufenthalt in Schwarzburg wurde Ebert die zum Hotel „Weißer Hirsch“ gehörige Villa „Schwarzaburg“ zur Verfügung gestellt.

Als letzter deutscher Regionalmonarch hatte Fürst Günther Victor erst ein Jahr zuvor abgedankt. Und die fürstliche Familie residierte weiterhin auf dem hoch über dem Ort thronenden Schloss, welches das gesellschaftliche Modell der Monarchie und damit das Gottesgnadentum als Grundlage erblicher Herrschaftslegitimation verkörperte. Mit dem Ausrufen der Republik war die Monarchie zerbrochen.

Ab dem 6. Februar tagte die Nationalversammlung in Weimar und wählte am 11. Februar Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik. Nach langen und zähen Verhandlungen beschloss die Nationalversammlung am 31. Juli 1919 die erste republikanische Verfassung Deutschlands in ihrer endgültigen Form. Friedrich Ebert weilte zu diesem Zeitpunkt bereits in Schwarzburg. Doch wäre sein Urlaub in der thüringischen Idylle nicht mehr als eine Randbemerkung in seiner Biografie gewesen, hätte er nicht hier die Weimarer Reichsverfassung unterzeichnet und damit Geschichte geschrieben. Fast 300 Kilometer vom politischen Zentrum Berlin entfernt, legte Ebert am 11. August 1919 den Grundstein für die erste Demokratie auf deutschem Boden. Sämtliche Reichsminister, die zu diesem Anlass nach Schwarzburg gereist waren, unterschrieben ebenfalls. Die Unterzeichnung fand ohne zeremoniellen Rahmen in einem Hotelraum statt, selbst der genaue Ort ist bis heute ungeklärt. Allerdings besitzt dieses Ereignis einen hohen Symbolwert, denn erst durch den Akt der Unterzeichnung durch den Reichspräsidenten wurde Deutschlands erste Demokratie rechtsgültig.

Fast alle wesentlichen Grundprinzipien unseres heutigen Grundgesetzes wurden in der Weimarer Reichsverfassung bereits vor 100 Jahren vorweggenommen: freie Wahlen inklusive Frauenwahlrecht, die Garantie von Grundrechten, das Prinzip der repräsentativen Demokratie, das Sozialstaatsprinzip, die Trennung von Kirche und Staat und die föderative Staatsordnung. Doch die Weimarer Republik war eine höchst gespaltene Republik und von großen politischen Konflikten und wirtschaftlichen Krisen beherrscht. Extreme Linke und Rechte bekämpften sie dauerhaft. Aber sie war ebenso geprägt von einer enormen gesellschaftlichen Vielfalt und Weltoffenheit, die in ihrer Faszination bis heute anhält, insbesondere durch die kulturellen, wissenschaftlichen und technologischen Innovationen. Die Machtübernahme der NSDAP 1933 bedeutete das Ende der Weimarer Republik. Gerade in der Verfassung wurde lange Zeit eine Hauptursache für ihr Scheitern gesehen – etwa wegen der direktdemokratischen Elemente oder des Rechts des Reichspräsidenten, mit Notverordnungen am Parlament vorbei zu regieren. Das hat geprägt, auch wenn heute klar ist, dass es der ersten deutschen Demokratie schlicht an überzeugten Demokraten mangelte.

Als der Ort, an dem die Verfassung der Weimarer Republik in Kraft gesetzt wurde, ist Schwarzburg ein besonderer Gedächtnisort der deutschen Geschichte und ein Denkort für Demokratie. Produktiv ist dabei vor allem der Kontrast zwischen dem auf dynastische Repräsentation angelegten Schloss und dem unspektakulären Akt der Unterzeichnung in unmittelbarer Nachbarschaft. Mit dem Inkrafttreten der demokratischen Verfassung war die Abkehr von der Monarchie besiegelt, und das Schloss als Zentrum staatlicher Macht wurde endgültig der Vergangenheit zugewiesen.

Elisa Haß, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

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Fragiles Herrschaftssymbol - Der Turm der ehemaligen Schlosskirche von Schloss Schwarzburg

1710 wurden die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt in den Reichsfürstenstand erhoben. Diese Standeserhöhung begleiteten sie mit einer Schlossbauoffensive, die dem neuen Status Ausdruck verlieh. Neben der Residenz Schloss Heidecksburg in Rudolstadt stand der Stammsitz Schloss Schwarzburg besonders im Fokus. Zu dessen aufwendigem Ausbau gehörte die Errichtung der barocken Schlosskirche unter Fürst Ludwig Friedrich I. Sie diente nicht nur als Kirche, sondern auch als Grablege mit besonderen Repräsentationsaufgaben. In die Fassade des Kirchenflügels integrierte man den Turm, der die Treppe aufnahm, vor allem aber als Schlossturm Zeichen dynastischer Herrschaft wurde. Bei dem von den Nationalsozialisten 1940 begonnenen Umbau von Schloss Schwarzburg zum Reichsgästehaus musste die Schlosskirche weichen. Nur der Turm blieb stehen. 

Das hatte allerdings Auswirkungen. Durch den Abriss des Kirchenflügels wurden ihm seine stützenden Flanken genommen. Außerdem bereitete ihm sein eigenes Mauerwerk große Schwierigkeiten. Beim Turmbau wurden zahlreiche unterschiedliche Materialien von geringerer Qualität verwendet, die aus dem vermutlich eher kleinen Baubudget finanziert werden konnten. Und auch der Außenputz fehlte während der letzten Jahrzehnte, weshalb es durch Feuchtigkeit und Frost im Verlauf der Jahre zu Rissen und Fehlstellen im Mauerwerk kam. Als ob das alles nicht schon genug wäre, zerstörte ein Brand, ausgelöst durch eine Silvesterrakete, in den 1980er Jahren die Dachhaube des Turms. Da beim Bau des Turms wasserlösliche gipshaltige Mauermörtel verwendet wurden, zog auch das rettende Löschwasser das Mauerwerk in Mitleidenschaft. Dies führte dazu, dass der Turm zwischen 2015 und 2021 mit großem denkmalpflegerischem Aufwand stabilisiert und saniert werden musste. Um das Mauerwerk vor Witterungseinflüssen zu schützen und einen Eindruck von der einstigen Wirkung zu vermitteln, wurde die Oberfläche durch einen speziellen Putz verschlossen. 

Vor dem Brand überragte eine imposante, von weitem sichtbare Turmhaube das Schloss-Hauptgebäude. Seit dem Brand ersetzt ein einfaches Zeltdach die fehlende Haube. Geplant ist nun, dem Turm seine ehemalige Haube zurückzugeben. Dafür sammelt der Förderverein Schloss Schwarzburg Denkort der Demokratie e.V. Spenden. 

Seit 2021 dient der Turm der ehemaligen Schlosskirche als zweiter Fluchtweg für die beiden im Rahmen des Denkorts der Demokratie im Hauptgebäude entstanden Veranstaltungsräume. Über eine Stahlbrücke wurde der Turm dafür wieder mit dem Hauptgebäude verbunden.

Anke Pennekamp, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

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Architekturpreis für Denkort der Demokratie auf Schloss Schwarzburg

Der im Juli 2021 eröffnete Denkort der Demokratie im Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg wurde im Oktober 2021 mit dem Preis „einszueins“ des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Thüringen ausgezeichnet. Die BDA-Jury bezeichnete das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen entstandene Projekt als „großen Beitrag zum zukunftsgerichteten Nachdenken über den Bestand“. Der Preis wurde an Baureferentin Carola Niklas von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die mit dem Projekt beauftragte Architektin Christiane Hille von Tectum Architekten und Ulrike Rothe von der IBA Thüringen übergeben. In ihrer Begründung zeigte sich die Jury beeindruckt vom denkmalpflegerischen und architektonischen Konzept, Spuren der Geschichte konsequent zu erhalten und gestalterisch zurückhaltend die Nutzbarkeit herzustellen: „Dieser Umgang mit dem Bestand zeigt auf die Spitze getrieben, was alles nicht gemacht werden muss, um ein Gebäude zu nutzen.“ Diesen Ansatz sieht sie als beispielhaft an: „Projekte wie Schloss Schwarzburg helfen, ein Vorstellungsvermögen zu entwickeln, welches Potenzial im Bestand steckt, für das es sich zu kämpfen lohnt. Dieses Projekt kann nicht nur Architekten zeigen, wie diskret und unauffällig die Nutzbarmachung sein kann … .“ Der Preis „einszueins“ wird alle drei Jahre vom BDA Thüringen vergeben. Neben Schloss Schwarzburg erhielten 2021 ein privates Wohnhaus und das Heizwerk Erfurt die Auszeichnung. Darüber hinaus wurden Anerkennungen für weitere Projekte ausgesprochen.

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